Leben mit 153 Kilo
Als erstes muss ich vielleicht noch erwähnen, dass ich nie schlank war, auch nicht als Kind, ich war immer die Dicke. Wie das für mich war, wie meine Umwelt auf mich reagiert hat und welche Konsequenzen das für mich hatte, werde ich mal an anderer Stelle festhalten.
So viel wie Ende September habe ich noch nie gewogen. Meine Bewegungen waren deutlich eingeschränkt, aber ich hätte das vor anderen niemals zugegeben. Jede Nacht war davon gezeichnet, dass ich unter starken Rückenschmerzen aufgewacht bin und nicht mehr wusste, wie ich liegen sollte. Meine Füße, meine Knie taten weh, wenn ich auch nur 20 Minuten zu Fuß zurücklegte und ich hatte immer weniger Lust, Dinge zu unternehmen. Was denn auch?
Kino? Die Sitze waren mittlerweile zu eng geworden, dass es keinen Spaß machte, im Kino einen Film mit Spielfilmlänge zu schauen. Vergnügungspark? Mit meiner Masse passe ich schon lange in keine Fahrgeschäfte mehr. Ich hätte selber zu viel Angst, dass die Sicherungen mein Gewicht nicht halten. Einkaufbummel? Klamotten in meiner Größe gibt es nur in ausgewählten Katalogen zu bestellen und was soll ich dann da? Schwimmbad? Die blöden Blicke und das Getuschel von den anderen Schwimmbadbesuchern wollte ich mir auch nicht wirklich antun......
Das hatte zur Folge, dass ich voll und ganz in meinem Beruf aufging. Ich leite einen süßen, kleinen (3 gruppigen) Kindergarten. Die Arbeit macht mir Spaß, dort kann ich mich verwirklichen und endlich hatte ich auch wieder eine sinnvolle Aufgabe und Freizeitbeschäftigung. Nicht, dass ich nicht wüßte, was ich mit meiner Zeit sonst tun sollte.... mit zwei Kindern und einem wunderbaren Partner an meiner Seite. Aber die Leitungsstelle füllt mich aus und tut mir gut.
Meine Unbeweglichkeit, meine ich konnte ich bislang gut verbergen und keiner wusste bislang so richtig, wie dramatisch sie eigentlich wirklich ist. Ich steige auf keinen Stuhl mehr, um ein Bild aufzuhängen, aus Angst, er hält mein volles Gewicht nicht mehr aus. Schuhe anziehen und binden ist eine wahre Herausforderung und Nägel schneiden... ich will nicht daran denken. Wir wohnen im dritten Stock, ohne Aufzug und das erklimmen der Treppen ist jeden Tag Leistungssport für mich. Ich überlege mir gut, wie oft ich mir das antun möchte und plane meinen Tag so, dass ich morgens einmal runter gehe und abends wieder nach oben steige und in jedem Stockwerk nach Luft japse.
Meine Ernährung in der Zeit:
Es war eine Seltenheit, dass andere mich essen gesehen haben, denn auf dumme Blicke oder Kommentare konnte ich gut verzichten. Fast wie bei Alkoholikern, hatte ich in jeder Tasche, in allen Schubladen, einfach überall etwas Leckeres versteckt und unbemerkt verschwand davon immer wieder was in meinem Mund. Zeit für Mahlzeiten habe ich mir kaum genommen. Fastfood gabs rund einmal in der Woche und auch sonst war die Ernährung alles andere als ausgewogen. Mein Durst wurde mit Cola gestillt und Wasser oder ähnliches habe ich so gut wie nicht mehr getrunken.
Bevor jetzt ganz besorgte an meine Kinder denken, möchte ich klarstellen, dass ich meinen Kindern immer gewünscht habe, dass es ihnen mal anders geht als mir und habe von Anfang an dafür gesorgt, dass sie fast ausschließlich Wasser trinken, mal einen Saft oder mal ein Spezi oder eine Fanta, aber an sich war Cola für sie immer tabu. Zum Mittagessen gehen beide Kinder in die Schulkantine und bekommen dort eine warme, ausgewogene Mahlzeit. Mein Kleiner ist "schleckig" wie wir hier im Schwabenländle sagen, aber da muss er durch. Ich habe immer darauf geachtet, dass sie genug Milch trinken, ausreichend Joghurt bekommen und Obst und Gemüse in der Vesperdose liegt. Auch hab ich sie immer darin unterstützt einen Sport auszuüben und habe für meine Jungs das geschafft, was ich für mich selber nicht leisten konnte.
153 Kilo in der Partnerschaft:
Mein Partner und ich sind mehr als 5 Jahre ein Paar, wir waren beide stark übergewichtig, als wir uns kennengelernt haben, wobei er immer 10 kg leichter war als ich und so ist das auch heute noch. Gemeinsam haben wir in der Partnerschaft noch jeder 20 kg zugelegt und immer gerne gemeinsam gekocht, geschlemmt und vor dem Fernseher/ Computer genascht. Bettgeschichten mit zwei Übergewichtigen.... sehr eingeschränkt. Wir waren uns immer einig, dass wir dringend was verändern müssen, aber konnten den Anfang nicht finden.
Jetzt erleb ich auch wieder seine Unterstützung, denn wir nehmen gemeinsam ab und das gibt uns gegenseitig Kraft.
ilvy am 06. November 11
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Ich heiße Saskia, bin 37 Jahre alt, 1,65m groß (oder eher klein) und wiege 153 kg. Klein quadratisch, praktisch, gut. Naja, bis vor kurzem war das noch so.
Immer wieder habe ich in den Spiegel geschaut und war mit dem, was ich gesehen habe nicht zufrieden. Einige von euch werden vielleicht denken: "Na dann ändere doch was dran" oder "selber Schuld". Und so schlecht liegt ihr auch gar nicht damit. Unzählige Versuche, mein Gewicht zu reduzieren habe ich bereits hinter mir, die skurrilsten Diätversuche waren dabei, aber dank mangelnder Ausdauer und Konsequenz scheiterten bislang alle Versuche. Oder kurz gewonnene Erfolge waren nicht von langer Dauer und der Zeiger der Waage wanderte weiter die Skala nach oben, statt nach unten.
Jetzt reicht`s! Seit dem 4. Oktober 2011 habe ich meine Ernährung umgestellt, mein Leben ein bisschen auf Vordermann gebracht und die ersten Erfolge stellen sich ein.
In meinem Blog möchte ich für mich und für alle die Interesse daran haben, meinen Weg festhalten, den ich gehen muss, um die Person zu werden, die mein Spiegel Nerhegeb mir zeigt.
Viel Spaß beim Lesen!
Saskia
ilvy am 06. November 11
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